Dienstag, 15. April 2008

Postmoderne Einkaufsfreuden

Vor kurzem übernahm ich, an einem sonnigen Tag, den Frondienst, einen Besuch bei einem großen skandinavischen Möbelhaus anzutreten. Mein Erstaunen war groß, als ich es tatsächlich bis kurz vor die Kasse geschafft hatte, ohne in größere Lethargie zu verfallen ... aber eben nur bis kurz vor die Kasse!

Was ich nicht ahnen konnte; dass es bei besagtem Möbelhaus seit einigen Wochen etliche Kassen gab, an denen man nicht mehr mit Bargeld zahlen konnte. So kam es auch, dass ich den Mann, der ein paar Meter in der Schlange vor mir plötzlich umdrehte, nicht weiter beachtete. Vielleicht hatte er ja etwas vergessen, die Scharniere für den Küchenschrank auf seinem Einkaufswagen zum Beispiel, dachte ich. Unwissend.

An der Kasse angekommen, alle Artikel über das Band gezogen und der Kassiererin lächelnd zwei Scheine entgegen streckend, wurde ich mit der traurigen Wahrheit konfrontiert. Der kapitalistische Überwachungswahn nun auch in der Möbelbranche!

Kassiererin: »Aber haben Sie denn nicht das Schild gesehen?! Ist doch riesengroß!«

Ich trat einen Schritt zurück und blickte nach oben. Dann wieder einen Schritt nach vorne, dabei denkend: »Ob das Schild wirklich als riesengroß bezeichnet werden kann, darüber ließe sich herrlich streiten.«

Gesagt habe ich stattdessen (peinlich berührt): »Achso.«

Dann wurde irgendeine Vorgesetzte angerufen, die ging aber nicht an den Apparat, weil sie gerade an der Kasse gegenüber war; dort war dasselbe Problem aufgetreten.

Zum Glück.

Zuerst dachte ich nämlich, ich wäre der Einzige, der nicht nur zu blöd war sich an der richtigen Kasse anzustellen, sondern AUCH NOCH nicht in der Lage war, dann eben mit der EC-Karte zu bezahlen.

Als ich schließlich mit meinem unbeglichenen Kassenzettel an eine andere Kasse geschickt wurde, eine mit der Möglichkeit zur Barzahlung, musste ich wieder warten. Nachdem der Kunde, der gerade bedient wurde, fertig war, fragte ich höflich, ob ich kurz meinen Bon bezahlen dürfte.

Plötzlich eine schrille Frauenstimme, kreischend von der Seite: »Ahhh! Stellen Sie sich hinten an! Ich kann doch nichts dafür, dass Sie zu blöd sind um die Schilder zu lesen!«

Kassiererin 2 (ruhig): »Nein, ich mach das jetzt zuerst fertig.«

Hysterische Frau (rennt weg): »Ich geh jetzt! Niemals wieder kauf ich hier was ein!«

Ehemann der hysterischen Frau (verwirrt an der Kasse zurückbleibend): »Aber was soll das denn jetzt?! Das bringt doch nichts ... Blamier' mich doch nicht immer!«

Nach zehn Sekunden dackelte er frustriert seiner Frau hinterher. Nach weiteren zehn Sekunden hielt ich mein Restgeld in der Hand.

Mittlerweile stand übrigens wieder eine Frau an der Kasse, an der ich zuerst war, und schrie: »WAS?! Wenn ich hier nicht mit Bargeld zahlen kann, dann soll ich wohl alles wieder zurückgeben!? Ihr könnt mich alle mal!«